Angst oder Freude?

Stellen Sie sich vor, Sie sind einer der besten Basketballer der Welt. Es ist Samstag und morgen, am Sonntag, ist es so weit. Sie spielen das große Finale gegen einen herausragenden Gegner.

Sie sammeln ihre mentale Kraft für den großen Augenblick. Spüren Sie den Kitzel? Was überwiegt? Ist es die Vorfreude vor dem Match, oder ist es mit der Angst vor dem Versagen?

Nehmen wir an, in dem Finale ginge es um Olympisches Gold.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen ginge, aber ich wäre bis in die Fingerspitzen elektrisiert.

Aber nehmen wir an, wir schrieben nicht das Jahr 2016, sondern wären in der Zeit der Azteken, die das Spiel erfanden. Nur spielte man hier auf Ringe statt auf Körbe. Und die Verlierer des Spiels erhielten keine Silbermedaille, sondern wurden getötet Nehmen wir also an, Sie verlören nicht nur ein Spiel, sondern auch den Kopf. Was spüren Sie jetzt?

Ob wir eine Herausforderung  als bedrohlich oder reizvoll empfinden, hat kaum mit ihrem Schwierigkeitsgrad zu tun, sondern hängt von den befürchteten Konsequenzen ab. Den befürchteten, nicht den wahrscheinlichen.

Der große deutsche Sportphilosoph, Boris Becker, sagte dazu schon einmal, der Erfolg im Spiel hänge zu 90% vom Kopf ab.

Vom technischen Vermögen her kann im Tennis unter den ersten 500 oder vielleicht 1.000 Profis jeder jeden schlagen. Aber unter Druck bringen nur die wenigsten ihre besten und die Mehrzahl sogar ihre schlechtesten Schläge. Das macht den Unterschied.

Nun sind wir weder Basketball- noch Tennisprofis. Doch jeder, der erleben möchte, wie groß der Unterschied zwischen Komfort- und Angstzone ist, der lege ein dickes Seil durch seinen Garten und balanciere darüber. Das schaffen Sie ohne zu zaudern oder zu zögern. Nun spannen Sie das Seil zwischen Ihrem Dachfirst und dem des Nachbarhauses. Schauen Sie mal, ob Sie das genauso leicht schaffen …

Wenn wir uns oder anderen also eine herausfordernde Aufgabe stellen, die das Risiko des Scheiterns trägt, dann hängt das Gelingen viel mehr davon ab, ob diese mit Lust und Vertrauen ausgeführt wird – oder in einer Atmosphäre der Angst. Angst führt zu einem Stress, der in Unternehmen sowohl den Mitarbeitern als auch dem Erfolg schadet. Psychologen nennen es Distress. Es kann deshalb nicht hoch genug geschätzt werden, wie wichtig es ist, Menschen unnötige Ängste zu nehmen und ihre Energie auf die Ziele zu lenken, für die sie brennen.

Ob eine große Aufgabe Angst oder Freude verursacht, liegt nicht an ihrer Schwierigkeit, sondern ob ein Scheitern und schlimmste Folgen befürchten. Oder ob wir uns darauf freuen, uns unter Druck beweisen zu können, was in uns steckt.

Das Kunststück besteht darin, die Ängste zu bewältigen und uns auf die Freude zu fokussieren.

 

PS: Führungskräften sei gesagt, dass es als Strategen, im Wandel und am meisten in der Krise ihre wichtigsten Aufgaben ist, Ängste zu nehmen und das Feuer für große Taten zu entflammen.