Digitale Deflation – verfälschte Inflationsmessung der Notenbanken

Die tatsächliche Inflation ist erheblich höher als die offiziell gemessene von Statistikämtern und Notenbanken.

Was hilft es mir, wenn Häuser in der Eifel und im Siegerland `nen Appel und `n Ei kosten, es die coolen Jobs aber nur in Berlin, Hamburg, München oder Köln gibt? Und die Preise für Häuser und Wohnungen, ob Kauf oder Miete, in den letzten zehn Jahren förmlich explodiert sind? Im deutschlandweiten Schnitt ist das moderat, aber das Maß mißt nicht mehr, was es messen soll.

Der eigentliche Faktor ist aber ein anderer. Gestern habe ich für meinen Blog einige Photos gemacht, musste ein paar Dokumente einscannen, drei Faxe versenden, etwas nachrechnen, dabei habe ich über Alexa Musik gehört. Ich war einkaufen und habe mir abends noch einen fast aktuellen Kinofilm angeschaut. Telefoniert, GeWhatsApped und am PC gesessen habe ich zwischendurch auch noch.

Für all das habe ich das Wohnzimmer nicht verlassen.

Das meiste ging über Smartphone und Laptop, Shoppen und Video über Amazon Prime.

Noch vor wenigen Jahren hätte ich dafür X-Geräte gebraucht, ein Auto, sehr viel mehr Zeit.

Die Geräte habe ich noch, sie verstauben in der Ecke. Die gewonnene Zeit geht jetzt auf Blogschreiben drauf.

Für meiner- und unsereiner ist das zunächst schön, aus Statistiksicht auf schwierig, denn diese Spareffekte werden nicht berücksichtigt. Und sie sind zugegeben auch schwer zu messen.

Durch die Digitalisierung sind damit viele höherwertige technischen Geräte und Dienstleistungen drastisch günstiger, teils kostenlos geworden (Stichwort Flatrate, nach Australien skypen für 0 Euro). Andere Waren und Leistungen, die für gesamte Bevölkerung und gerade für untere Schichtend besonders wichtig sind, wurden über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte aber immer teurer, bis hin zu unerschwinglich. Ein Neuwagen oder Wohneigentum etwa.

Die Folgen sind nicht so trivial wie man vermuten mag. Denn da die offizielle Statistik die Teuerung für das Leben wichtiger Güter verschleiert, hält die Politik den Durchschnittsbürger für wohlhabender und besser gestellt, als er ist.

Volkswirtschaftlich noch schlimmer sind die immer noch rekordniedrigen Zinsen, die ja gerade mit dem Argument einer Zielinflationsrate von 2,0 unten gehalten werden. Tatsächlich wäre es besser, als Schuldner höhere Zinsen zu tragen, dafür aber reelle Preise für das Wohnen zu erhalten. Vor allem aber wäre es wichtig, wenn Sparer und Banken Zinsen für Ihre Anlage erhielten. uUnd das Leihen von Geld wieder einen vernünftigen Preis hätte, so dass es sich auch nicht mehr lohnte, in Unsinn zu investieren, nur weil dieser so billig ist und gefördert wird.

Das sind keine Petitessen, denn die entgangenen Zinsgewinne allein in Deutschland belaufen sich auf einige hundert Milliarden. Jedes Jahr! Leider – oder zum Glück, wie man`s nimmt – ist es mit der fehlerhaften psychologischen Wahrnehmung aber so, dass wir uns über einen Euro, den wir schon hatten und der uns genommen wird hundertfach mehr aufregen als über tausend Euro, die uns vorenthalten bleiben.

Zu den Lösungen:

  1. Die digitale Deflation muss in die offizielle Inflationsrechnung von Statistikbehörden und Notenbanken einbezogen werden.
  2. Die Steigerung der Vermögenswerte, allein voran Immobilien, muss ebenfalls deutlicher berücksichtigt werden.
  3. Die Notenbankzinsen müssen steigen. Auch wenn das die Südeuropäern und ihre Banken schmerzt.
  4. Ökonomische Bildung – als Angewandte Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre und Verhaltensökonomie – muss Pflichtschulfach für die Mittlere Reife werden.