Grundeinkommen – wie man eine Idee pervertieren kann

Gerade eben saß ich im Auto und schaltete nicht schnell genug von WDR 2 auf die eigene Musik um, da drang das Interview mit dem Düsseldorfer Gewinner des bedingungslosen Grundeinkommens 2018 auf grundeinkommen.de in mein Ohr.

Der fröhliche, von kritischen Gedanken unbelastete, junge Mann antwortete auf die Frage, was er denn mit den 1.000 Euro monatlich gemacht habe:

“Im ersten Monat habe ich mich gefreut und überlegt was ich mit dem ganzen Geld mache.”

Moderator: “Ja und dann?”

“Im zweiten Monat habe ich das auch noch überlegt.”

Moderator: “Irgendwann haben Sie dann ja beschlossen, was sie machen.”

“Ich habe mir überlegt, das Geld in mich zu investieren. Ich bin auf Reisen gegangen, nach New York geflogen …”

Moderator: “Haben Sie denn aufgehört zu arbeiten?”

“Nein, dafür arbeite ich zu gern. Von den tausend Euro zusätzlich im Monat habe ich mir dann eine neue Küche gekauft …”

Moderator: “Sie sind also ein Beispiel, dass das Vorurteil nicht stimmt, das Menschen mit bedingungslosem Grundeinkommen nicht arbeiten.”

“Genau. Ich habe so weitergearbeitet wie zuvor. …”

Ich bemühe mich ja, gerade am Steuer, um eine stoische Geisteshaltung. Doch hier möchte ich ausrufen:

“Ja geht`s noch? Ich glaube es hackt!”

Das bedingungslose Grundeinkommen ist gedacht für Menschen mit schwieriger Integration in den Arbeitsmarkt oder für Kreative, Gründer oder soziale Menschen. Dachte ich. Aber mit Sicherheit doch nicht als Zückerle oben auf für gedankenverlorene Hedonisten in “Make America great again-Manier” mit Come visiting New York-shopping spree.

Oder bin etwa ich es, der da Sarah Wagenknecht vollkommen falsch verstanden hat?

Der Mann, das Interview und der WDR2-Moderator haben für jeden, der klar denken kann, die Idee des bedingslosen Grundeinkommen für 10-100 Jahre zurückgeworfen,oder? Wenn man eine bedenkenswerte Idee pervertieren will, dann so.

Wer das anders findet – ich hätte auch gern eine neue Küche. Am liebsten von der 5th Avenue. Bitte bei mir melden, Kontaktdaten sind auf der Website.

Bevor ich mich schlagen ließe, nähme ich übrigens auch mehr als 1.000 Euro. Wie wären 10.000?

So ein qualifikationsabhängiges Grundeinkommen fände ich besonders nett, nicht?